Loslassen und Hingabe - das Leben geschehen lassen und Gott zulassen
Wer den Weg der inneren Befreiung und Bewusstwerdung geht, der weiß, dass sich das Thema des Einverstanden-seins wie ein roter Faden durch den gesamten Prozess zieht. Damit geht natürlich auch einher, dass man immer wieder gewisse Vorstellungen, Wünsche und Träume loslassen darf, weil sie sich entweder nicht realisieren lassen oder der Moment sich anders zeigt, als man denkt und ihn gerne hätte.
Alles, was dem Menschen widerfährt und begegnet, beginnt mit dem Zustimmen und Annehmen des JETZIGEN Augenblicks. Darin kann er Frieden, Freude und Erfüllung erleben. Wer sich wirklich darauf einlassen kann, für den hört die Suche in DEM, was jetzt und hier ist, auf. Es ist ein stetiges Ankommen und irgendwann ein Leben im JETZT, in der zeitlosen Gegenwart.
Da der Mensch als Person aber unbewusst ist und mit seinen Mustern und Gedanken identifiziert ist, kann er nicht anders, als im Widerstand, Kampf und in der Rebellion zu sein. Sein Motto und innere Grundhaltung ist „nein“, er will es anders haben und grundsätzlich ist er mehr oder weniger gegen alles. So liegen die Schwierigkeiten weniger in den Gegebenheiten selbst, sondern in dem Widerstand gegen das, was ist. Und der Mensch bleibt in seiner Vorstellung hängen und hält an seinen Ideen und Konzepten fest, so dass es ihm zunächst nicht möglich ist, offen zu sein, um etwas anderes wahrzunehmen.
Annehmen was ist bedingt natürlich das Loslassen. Denn in dem Moment, wo man sich dem Augenblick oder dem Neuen zuwendet und öffnet, wendet man sich automatisch von einer Vorstellung, einem Wunsch oder einer festen Meinung ab. Man kann nicht beides gleichzeitig wählen, am Alten festhalten und gleichzeitig das Neue willkommen heißen.
Da der Mensch aber aus der Trennung und dem Mangel schaut, glaubt er immer, dass etwas fehlt oder er verlieren könnte, dass er oder das Leben nicht richtig ist, dass es besser gemacht werden könnte und so ist er am Reparieren, am Verbessern und Verändern. Er glaubt, der Macher und der Handelnde zu sein und fühlt sich deshalb verantwortlich, dass er das Leben hinkriegen muss und zwar gut und perfekt. Er kann nicht sehen, dass es trotz ihm geschieht und damit kann er auch nicht einverstanden sein. So ist er in ständigem Kampf, Widerstand und im Wettbewerb. Wenn es nicht funktioniert, dann fühlt er sich schuldig, wenn der Plan aufgeht, ist er stolz und glaubt, er könnte das in anderen Situationen auch wiederholen.
Zustimmen und Annehmen was ist, bedeutet nicht, dass man willenlos und handlungsunfähig wird und jegliche Gegebenheit aushalten muss. Wenn jemand eine Kündigung erhält und seinen Job verliert, dann kann er wütend auf den Chef oder die Firma sein und dagegen ankämpfen. Die Tatsache bleibt jedoch bestehen, dass er seine Arbeit verloren hat. Wenn er diese Situation jedoch als gegeben sieht, weil sie ja da ist, dann ist das zunächst eine gute Basis, um weiter zu schauen und an sich zu arbeiten. Wenn er versucht, diese Situation noch etwas tiefer anzunehmen und nicht nur denkt, dass er sie annimmt, ist das natürlich wunderbar.
Dann könnte er den energetischen Widerstand und Kampf auch in seinem Körper spüren und wahrnehmen. Dafür muss er aber bereit sein, die Geschichte und die vielen Gedanken und Fragen über diese Situation (beispielsweise: warum wurde ich gekündigt, was habe ich falsch gemacht, der Chef ist schuldig, ich hätte mich mehr anstrengen müssen… ) loszulassen und sich ausschließlich nach innen wenden - zu sich. Denn alles, was diese Kündigung in ihm auslöst, kann er nur in sich selbst wahrnehmen und spüren. Es findet nicht da draußen in der Welt statt. Die Kündigung wird nur als Auslöser und Trigger benötigt und für eine mögliche Veränderung.
Der Betreffende könnte möglicherweise sehen, wie er gegen den scheinbaren Verlust kämpft und sich vollkommen hilflos oder überfordert fühlt oder als Versager. Und tiefer könnte er dann wahrnehmen, dass er nur gegen diese Gefühle ankämpft und sie damit festhält.
Es könnte aber auch gesehen werden, dass alles irgendwie so sein soll, wie es ist, denn sonst wäre es nicht so. Natürlich kann er dann irgendwann entsprechend damit umgehen und beispielsweise ein Gespräch mit seinem Vorgesetzten führen oder er schaut sich nach einer anderen Arbeit um oder gibt sich zuerst einmal Zeit, das ganze zu verdauen und schaut dann weiter.
Was in diesem Fall aber vollkommen anders wäre, ist, seine innere Ausrichtung und Blickweise. Er wäre offener und hätte einen freieren Blick auf das ganze Geschehen und könnte vielleicht schon ahnen, dass nichts falsch an der Kündigung ist, sondern dass sie genau jetzt dran ist, weil sie ja auf seinem Weg jetzt geschieht.
In der Realität laufen solche Gegebenheiten fast ausschließlich so ab, wie oben beschrieben, dass der Gekündigte im Kampf und Widerstand hängen bleibt oder sich ungerecht behandelt oder unverstanden fühlt. Er kann für sich nicht viel daraus schöpfen, sondern glaubt, er hat etwas falsch gemacht oder die Situation hätte nicht passieren sollen.
Einfach anerkennen, was jetzt im Moment ist, beispielsweise die Gefühle von Wut oder Hilflosigkeit wahrzunehmen, die da sind - das reicht vollkommen aus. Das ist der erste Schritt der Zustimmung - denn so ist es.
Mit sich ehrlich sein - ohne sich zu verurteilen.
Annehmen, was ist, kann nur gelingen, wenn man versucht, aus dem Kopf zu gehen. Denn der Verstand schaut immer dual, er findet das eine gut und das andere schlecht, das eine ist richtig und das andere falsch. Schaut man aus dieser Verstandes-Ebene, hält man sich in endlosen inneren und äußeren Diskussionen auf, die zu keiner Lösung führen, nur zu weiterem Kampf und Unzufriedenheit. Man bleibt im Konflikt, fühlt sich schuldig und verurteilt sich - was das Gegenteil von Annahme ist.
Tut sich für den Betreffenden aber die Möglichkeit auf, dass er einen Schritt aus dem Konflikt und der Geschichte heraustreten kann und ein wenig Distanz zu ihr bekommt, dann erst ist es ihm möglich, wahrzunehmen, was sie in ihm auslöst und wie sich das anfühlt. Dieses Sehen und Wahrnehmen ist der Beginn der Annahme, man kann sie an dieser Stelle nicht verhindern.
Diese kleinen Zustimmungs-Momente könnten (d)ein ständiger Begleiter werden.
Sie machen demütig und weichen den Menschen und seine innere Härte und Widerstände etwas auf.
Wenn man von Demut spricht, fühlen sich viele Menschen bedroht, weil sie Demut mit Schwäche, Unterwürfigkeit und Handlungsunfähigkeit verwechseln und mißdeuten.
Solange der Verstand und die Person glaubt, das Leben kontrollieren zu können, fühlt er sich schuldig, wenn es nicht so läuft, wie es sollte - und so lange ist alles, was außerhalb seinem Kosmos abläuft, bedrohlich. Die Angst richtet sich dann gegen die anderen, gegen alles Lebendige, gegen das Unbekannte und das ist letztlich Gott.
Es braucht jedoch die Trigger und die Herausforderungen, damit die Schatten und Ängste als solches gesehen werden und man auch die Möglichkeit hat, sich von ihnen irgendwann zu befreien.
Die Demut und Zustimmung zu dem, was ist, bringt dich immer ein kleines Stück näher zu dir - zum Leben. Der Verstand und die Muster (das Ich) sehen das aber als Bedrohung und setzen sofort Warnsignale wie beispielsweise:
Paß auf! Sei vorsichtig! Du musst alles unter Kontrolle haben! Trau niemandem!
Entweder versucht man weiterhin festzuhalten und scheinbar zu kontrollieren oder man fängt irgendwann an, in kleinen und unscheinbaren Situationen dem ungewissen Leben - dem göttlichen Sein - zu vertrauen. Das kann sich bildlich gesehen so ausdrücken, als würde man sich innerlich vor dem Ist-Zustand verneigen, es ist ein leises und zartes Zustimmen an die größere Kraft, die besser weiß, was jetzt gebraucht wird und was dran ist, als das kleine begrenzte Ich.
Eine weitere Komponente in diesem großen Lebens-Spiel ist das Loslassen, was oben schon angedeutet wurde. Jeder Mensch hat damit seine Schwierigkeiten, weil er Loslassen mit Verlust gleichsetzt. Das ist deshalb so, weil er aus der Trennung und dem Mangel schaut und lebt. Er sucht ja wieder das Paradies, das Einssein. Verzweifelt versucht er die Einheit und das Glück nun in der Welt zu finden und strengt sich unglaublich dafür an. Wenn er dann glaubt, etwas erreicht oder erschaffen zu haben und endlich es haben und besitzen kann, möchte er es nicht wieder loslassen.
Hier sieht der Mensch nicht nur Dinge als Besitz wie seine Wohnung ,sein Auto oder seine Arbeit, er möchte auch seine Kinder, Partner(-in) oder Freunde nicht loslassen, weil er glaubt, sie gehören ihm. Da gibt es auch bestimmte Ereignisse und Erinnerungen, die an besonders schmerzhaften oder wunderbaren Gefühle und Gedanken gekoppelt sind, die er auch nicht loslassen möchte und sie immer wieder unbewusst wiederholt und an ihnen festhält.
Alles, was irgendwie greifbar, materiell und fühlbar ist, glaubt er, haben bzw. besitzen zu können und dass ihn das ausmacht. Je mehr er hat, um so wertiger und ganzer fühlt er sich. So möchte er auch tiefe Erkenntnisse und schöne Einheitserlebnisse festhalten und nicht loslassen und sie immer wieder erneut künstlich herstellen.
Es braucht in solchen Momenten ein genaueres Hinschauen und Erforschen, ob das alles wirklich so ist, wie er denkt und glaubt.
Konnte sich schon jemand für
immer auf etwas oder jemanden verlassen?
Gott hat das Lebensspiel genau so eingerichtet, dass nichts stabil bleibt, dass das Glück und die wahre Liebe hier in der persönlichen kleinen Welt nicht zu finden sind. Dadurch hat der derjenige, der wirklich sein wahres Wesen sucht, die Chance, über den Tellerrand zu schauen und wo ganz anders zu suchen. Er muss den Sprung in eine neue Welt wagen, nämlich in sein Inneres, sonst wird er nie etwas anderes sehen und wahrnehmen können. So muss er immer wieder Scheitern und Verlieren, um zumindest die Möglichkeit zu haben, daraus eine tiefe Erkenntnis zu kriegen und ganz woanders zu suchen. Das ist Loslassen - weg von dem Altbekannten und Gewohnten und dem ewigen Suchen in der Welt oder in dem permanenten Denken, hin in das Innere, wo das Lebendige und Wahrhaftige gespürt und wahrgenommen werden kann.
Das wäre ein wahrhaftiger Paradigmenwechsel, ein Shift aus der Welt- bzw. Verstandes-Ebene in die Ebene der Wahrnehmung und des Bewusstseins.
Mit dem kleinen Loslassen fängt man also an, den Blick von der Geschichte und den Gedanken oder einem starken emotionalen dramatischen Ausbruch wegzunehmen und nach innen zu schauen. Man versucht aus der Geschichte herauszutreten, aus dem, was im Moment so sehr zieht und so real scheint, um neutral beobachten zu können.
Das Loslassen von der Geschichte
ist der schwierigste und gleichzeitig intensivste Vorgang,
der den Weg für jede Transformation bereitet.
Wenn dieser Schritt bewusster wahrgenommen und erlebt wird, ist er wie ein kleines Loslassen und Sterben. Denn es betrifft das scheinbare Ich, das ein „Haben wollen“ loslässt und freigibt. Es ist ein Freigeben einer Idee oder einer Vorstellung oder einem Gefühl. Man glaubt zwar, dass man dadurch etwas verliert, aber genau das Gegenteil geschieht. Man gibt eine Vorstellung oder eine Meinung oder ein tiefsitzender Schmerz frei und erlebt dafür eine wahrhaftige Lebendigkeit, spürt vielleicht ein inneres Kribbeln und Vibrieren oder eine grundlose Freude und Leichtigkeit. Man schenkt sich so immer mehr Leben und gibt sich dem Leben zurück. Man tritt ein Stückchen zurück, schafft Raum, dass HIER und JETZT das Leben geschehen kann, ganz von selbst.
Ein kleines Sterben kann der Mensch jede Nacht erleben, wenn er sich ins Bett legt und schläft. Er lässt die scheinbare Welt, den Tagestraum mit der ganzen Ich-Geschichte los, um endlich nichts mehr mitzukriegen. Deshalb braucht der Mensch auch den Schlaf, dass er endlich mal abschalten kann von dem ganzen Kopfkino und dem täglichen Wahnsinn, den er erlebt und sich ausdenkt. Wenn man wirklich tief schläft und auch etwas loslassen kann, dann geht man diesem Übergang, von Wach- in den Schlafzustand - dem kleinen Sterben - gerne entgegen. Man überlässt sich ETWAS Unbekanntem, was sogar entspannend und erholsam wirken kann.
Damit der Akt „der Annahme und des Geschehen lassens“ auch praktisch angegangen werden kann, sorgt das Leben dafür, dass man immer wieder mit bestimmten Menschen und Situationen konfrontiert wird, die genau die Themen in einem hervorrufen und anstoßen, die noch nicht erlöst sind. Das sind dann nahestehende Menschen oder Ereignisse, gegen die man kämpft, wo man sich im Recht fühlt oder sich und seine Meinung verteidigt. Wo man unbedingt verstanden und anerkannt werden möchte oder wovor man sich schützt, weil man sich bedroht fühlt und Angst hat. Die stärksten und treffendsten Trigger und Herausforderungen erhält man von dem Partner/-in, einem nahestehenden Menschen aus der Familie und enge Freunde. Sie kennen die wunden Punkte und können unerwartet verletzen und treffen.
Aber wer möchte sich schon jemandem ausliefern und möglicherweise hingeben, von dem man glaubt, dass er einem Schmerzen zufügt, einen verletzt und nicht versteht?
Da rebelliert jedes Ego und jeder Verstand. Man will die Kontrolle halten, das Gesicht wahren, man möchte verstanden werden und nicht bloß gestellt werden. Man will zumindest Gleichstand haben und nicht als schwach oder dumm dastehen.
Doch derjenige, den man als scheinbaren Feind oder als Bedrohung sieht, dient nur als Spiegel oder als Projektionsfläche, um seinen eigenen Schatten und Ängsten begegnen zu können und deren Schleier zu lüften - wenn man den Mut dazu hat. Denn in Wirklichkeit ist das oder derjenige, wovor man so Angst hat und sich bedroht fühlt, immer nur eine Vorstellung von etwas. Sie hat nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Hält man an der Vorstellung fest, bleibt man in der Angst und im eigenen Gefängnis gefangen.
Nichts ist so, wie es scheint!
Eine wichtige Rolle bei der Spiegelung der Schatten kann zeitweise auch ein tiefer wacher Lehrer spielen. Denn er kann die Muster, Ängste und Widerstände des Suchenden sehen und sie an die Oberfläche bringen. In den Begegnungen mit einem Lehrer kann der Suchende sich immer mehr auf die innere Haltung von Demut und Vertrauen ausrichten. Hier geht es dabei nicht um die Person des Lehrers, sondern darum, dass er dem Suchenden einen wichtigen Referenzpunkt seines göttlichen Seins reflektiert. Hat der Suchende dann genug Vertrauen zu dem Lehrer, wird es ihm leichter fallen, sich die Schatten von ihm spiegeln zu lassen, um sie immer mehr in sich anzunehmen. Der Akt zur tieferen Hingabe jedoch geschieht meistens im ganz persönlichen Bereich, wo die nahestehenden Menschen die treffendsten Trigger auslösen, meistens völlig unerwartet. Es sind die Menschen, die einen zutiefst verletzen können und die man nicht einfach abschütteln kann, sie verfolgen einen wie eben ein „richtiger Schatten“.
Wer sich den Schatten stellt und die Verschleierung bis zu Ende durch-schaut, wird sein eigenes SEIN, Gott und die Liebe darin sehen.
Das ist das großartige Mysterium Gottes.
Das ist die Liebe des göttlichen Seins an den Menschen. Je mehr man sich darauf einlässt, verwandelt sich der scheinbar „äußere Feind“ in einen Freund und die Möglichkeit einer Befreiung. Deshalb ist jeder Trigger, jeder Schmerz, jede Blockade und Krankheit kein Feind sondern ein zeitweiliger Begleiter, ein Hinweis und die Möglichkeit einer Transformation und Befreiung. Aber man muss sie immer wieder angehen, die Schleier und Masken durch-schauen und sie durchdringen und hinterfragen, bis man das wahrhaftige göttliche Wesen darin und dahinter sehen kann.
Jede tiefe Erkenntnis und Vorgang von Loslassen und Hingabe passiert in einem Moment und man glaubt dann, dass war’s jetzt und ich bin da durch. Es ist aber in Wirklichkeit so, dass man für kürzere oder längere Momente tief abtaucht, so wie es auch beim Erwachen ist, aber dann kehrt man irgendwann wieder zurück und der eigentliche Prozessvorgang beginnt. Nun werden die restlichen Muster und Glaubenskonzepte, die noch vorhanden sind, wieder an die Oberfläche gespült. Sie übernehmen mehr oder weniger das menschliche und persönliche Geschehen und wirken entsprechend.
Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit, dass das, was so tief erfahren wurde, in das weitere Beobachten und Leben mit einfliessen kann.
Es darf sich im Geist und im Körper, zellulär und energetisch transformieren und irgendwann auch realisieren. Dieser Vorgang braucht wiederum Zeit und unterliegt einer gewissen Reifedauer.
Ja, es ist kein leichter Weg, aber wenn man einmal angefangen hat und einen Geschmack davon gekriegt hat, muss man vielleicht immer weiter gehen, weil etwas in einem in diese Richtung zieht. Weil einem vielleicht das scheinbare Glück oder das „so tun als ob“ irgendwann nicht mehr ausreicht und nicht wirklich erfüllt, stattdessen fühlt es sich leer, langweilig, schal und unlebendig an.
Hinter die Masken zu schauen, seinen Ängsten zu begegnen, die Wut, Verzweiflung und den Selbsthass anzuschauen und anzuerkennen - das braucht ein bisschen Verrücktheit. Geht man aber immer wieder aufs Neue über diese Schwelle ins Unbekannte, kann man eine gewisse Süße und Erfüllung wahrnehmen.
Das Leben regt sich, fängt an, wach zu werden und
wird von dir wachgeküsst.
Das Sterben, Loslassen und die Hingabe löst also jede scheinbare Trennung, Mangelgefühl und Sorgen auf. Dann werden die Worte der weisen Meister und des Advaita: „jenseits von Dualität - nur das Eine“ zur Wirklichkeit und man realisiert es in sich selbst.
Dann ist alles eine Gottesbegegnung und eine Selbst-Begegnung, denn überall, wo du hinschaust, sieht Gott sich selbst und trifft auf sich selbst.
Hingabe ist ein intensiver innerer Reifevorgang, der alles in einem herausfordert und zur Disposition stellt, jegliche Gedankenkonzepte, die geglaubt werden und Muster und Schatten, die noch in irgendwelchen Ecken und Ritzen liegen und wirken. All das wird herausgekitzelt oder bricht auf und kommt zum Vorschein.
Es ist eine absolute Offenheit und Zustimmung dem Leben gegenüber, dass es genau so geschieht, wie es geschieht und dadurch Gottes Wille in jedem Moment zum Ausdruck kommt. Das hört sich vielleicht sehr schlüssig an und man liest ja diese Worte in unendlich vielen Büchern oder hört sie von Lehrern und spirituellen Menschen. Doch lässt man sich diese Worte einmal auf der Zunge zergehen - nicht nur einmal oder zweimal, in jedem Moment, egal wie sich der Augenblick gerade zeigt, dann kann jeder für sich selbst herausfinden, wo er gerade steht. Ob er es nicht gerade anders haben möchte, besser weiß und beispielsweise im Widerstand ist oder er tatsächlich in Frieden IST.
Bis dahin ist der Weg ein gigantischer Prozess, der mit einem macht, was jenseits einer logischen Vorgehensweise oder Kontrolle liegt. Möglicherweise kann man sich immer mehr als Beobachter erleben und wie ein Schritt aus der ganzen Ich-Geschichte heraustreten und einfach nur zuschauen, ohne großartig eingreifen zu müssen. So fängt der Verstand und das kleine Ich allmählich an, sich dem göttlichen Sein hinzugeben. Es ist eine allmähliche Zustimmung an die eine KRAFT, das Leben und dem, was man in jedem Moment zugeteilt bekommt. Sei es eine Betäubung, wo man nichts mitkriegt oder man ist heftig verwickelt und involviert in eine Geschichte oder erlebt Gewalt, Schmerz, Angst und Leid. Oder aber man erlebt Phasen von Leichtigkeit und Freude, an denen man festhält.
Die absolute Freiheit und Hingabe liegt nicht in der Erfüllung von Wünschen und im Ausagieren eines Ich-Willens. Es ist genau das Gegenteil, es ist die Bedeutungslosigkeit und das Leerwerden der Vorstellungen, Geschichten und des eigenen Willens. Es ist die Leere in sich. Das ist für den Menschen unvorstellbar und weder attraktiv noch anstrebenswert. Alles, was zuvor von Ich und scheinbarem Leben geprägt und durchtränkt war, entleert sich und stirbt und macht Platz für das wahrhaftige Leben, das DU BIST. In der Leere ist die absolute Fülle und Lebendigkeit. Im Sterben ist das Leben. Aber zuerst muss gestorben werden, die Teetasse muss leer sein…
Also in dem Satz: „Gott, dein Wille geschehe, nicht der meine“ liegt eine unglaubliche Süße und Leichtigkeit. Denn in diesem absoluten Vertrauen und Hingabe an diese Kraft ist Gottes Wille dein Wille oder dein Wille kann nur Gottes Wille sein. Das ist das Eins-Sein. Das Ich geht in dem Einen auf. Der Mensch verkörpert das Göttliche in sich und Gott ist Mensch.
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