Darshan und "Augen-Blicke"
Darshan stammt von dem Sanskrit-Wort ‚sehen oder göttliche Sicht’. Es bedeutet unter anderem Anschauen, Erkennen, Einsicht und Sicht. Die Form des Darshan ist von Lehrer zu Lehrer unterschiedlich.
ETWAS - das göttliche Bewusstsein - lässt sich sehen und es kann von Jemandem gesehen und angeschaut werden.
Darshan oder die Augen-Blicke sind ein spiritueller Ausdruck aus dem Einheitsbewusstsein.
Der Suchende fühlt sich möglicherweise von einer Kraft oder einem Seinszustand angezogen, der völlig unpersönlich, friedlich und frei ist. Manche haben schon eine Ahnung davon oder haben bereits selbst eine Einheits-Erfahrung gemacht. Es ist wie die Motte, die sich vom Licht angezogen fühlt. Man sieht in dem Gegenüber ETWAS, das man natürlich selbst auch in sich hat, aber was noch in gewisser Weise unbewusst und zugedeckt ist. Im Darshan eröffnet sich ein Raum, wo man sich in die Augen und die Präsenz des spirituellen Lehrers und Freund versenken kann. In der Stille und Gegenwärtigkeit lösen sich Zeit und Raum auf. Der Suchende lässt sich, so weit es ihm möglich ist, auf das Geschehen ein, indem er sich zeigt und gesehen wird. Gleichzeitig schenkt er sich die Möglichkeit, durch die Spiegelung seines Gegenübers mit seinem wahren göttlichen Wesen in Berührung zu kommen und sich mit ihm zu verbinden.
Wenn der Verstand tatsächlich ruhiger wird und den Raum freigibt, kann man diese Art von Selbst-Begegnung nicht beschreiben. Es ist ein Shift in eine andere Ebene, von der man dann betrachtet und schaut. Es ist Bewusstsein. Man kommt mit einer Stille in Berührung, die mit nichts zu beschreiben oder zu vergleichen ist. Sie ist weder langweilig still oder tot leer, sondern es ist die pure frische Lebendigkeit. In diesem kurzzeitigen Seins-Zustand existieren keine Sorgen und nicht die gewohnten Gedanken mit dem alltäglichen persönlichen Ablauf. Sie können in dem Moment wahrgenommen werden als zusammenhanglose unbedeutende Gedanken, die im JETZT erscheinen und sich wieder auflösen. Wie durchlässige Blasen, die auftauchen und dann wieder zerplatzen. In diesem Moment sind sie völlig bedeutungslos und können deshalb auch nicht anhaften. Man sieht, was wirklich ist und was tatsächlich nur eine Einbildung und Traum ist. DAS, was das sieht und wahrnimmt, ist völlig unbeeindruckt von dem, was erscheint. Es ist das reine Sehen, die direkte Wahrnehmung dessen, was ist.
Der Vorgang der direkten Wahrnehmung kann durch den Darshan und die Versenkung in die Augen-Blicke eines wachen Lehrers sehr hilfreich und unterstützend wirken. Denn die Begegnung dient als Spiegelung des eigenes Seins - der bedingungslosen Liebe und des Friedens. Wird die Selbst-Begegnung immer mehr vertieft und integriert, kann sie mit der Zeit auch in das alltägliche Leben mehr oder weniger einfließen und dort ihren Ausdruck finden.